Wer seine Heimat verliert, findet bei uns eine neue

Ein Mädchen aus Afghanistan lernt in der ASB-Notunterkunft Sumte Deutsch.

Positionspapier der Arbeiter-Samariter-Jugend Deutschland zur Situation von Geflüchteten

Flüchtende Menschen haben berechtigte Gründe, ihr Land zu verlassen und sich und ihre Kinder vor Krieg, Verfolgung, existenzieller Not und massiven Menschenrechtsverletzungen in Sicherheit zu bringen. Auch die Wirtschafts-, Handels-, Außen-, Klima- und Rüstungspolitik sowie das Wirtschaftssystem tragen Verantwortung für die Fluchtursachen. Kein Mensch verlässt sein Zuhause leichtfertig und bringt sich und seine Angehörigen ohne schwerwiegende Gründe in Lebensgefahr. Menschen in Fluchtsituationen gilt die uneingeschränkte Solidarität der Arbeiter-Samariter-Jugend (ASJ).

Niemand kennt die hohe Zahl der Frauen, Männer und Kinder, die auf ihrem Weg nach Europa den Tod gefunden haben. Eine Gesellschaft, die dieses Sterben in Kauf nimmt und zulässt, verrät ihre Wertvorstellungen, auf denen sie gründet. Dieser menschenverachtende Zustand macht uns zutiefst betroffen.

Die Abschottung Europas verschlimmert die Lage für flüchtende Menschen. Die Situation an den Außengrenzen ist unvereinbar mit unseren Werten. Die Asylpolitik muss sich an menschlichen Erfordernissen ausrichten. Wir als Kinder- und Jugendverband beziehen uns dabei auf die Menschenrechte und die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. Sie beinhalten u.a. den Schutz vor Gewalt und Diskriminierung, das Recht auf Bildung, Gesundheit, Erholung, Freizeit, Spiel und soziale Teilhabe.

Wir heißen alle geflüchteten Menschen bei uns willkommen. Wir setzen klare Zeichen gegen Ausgrenzung, Menschenfeindlichkeit und Fremdenhass. Wir streben eine offene, tolerante und solidarische Gesellschaft an und engagieren uns für alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus, ihrem Geburtsort oder ihrer kulturellen Zugehörigkeit.

Wir schaffen Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Fluchterfahrung und für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Wir helfen bei der Schaffung von Zufluchtsorten und der Versorgung mit Gütern. Wir leisten einen Beitrag zur Integration, indem geflüchtete Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an unseren Verbandsangeboten teilnehmen. Wir bieten eine Plattform für Kontakt und Verständigung. Dabei ermöglichen wir ein erstes Ankommen, soziale Kontakte, Gemeinschaft, Teilhabe, Entwicklungschancen und ein kleines Stückchen Normalität. Wir regen dazu an, aufeinander zuzugehen, neue Wege einzuschlagen, Brücken zu bauen und dabei auch die eigenen Vorstellungen, Handlungen und Strukturen zu verändern.

Unsere Arbeit ist wertvoll, reicht aber nicht annähernd aus, um die Lage von Menschen in Fluchtsituationen ausreichend zu verbessern.

 

Unsere Forderungen:

 

 Den in Deutschland angekommenen jungen Geflüchteten muss die Perspektive für den dauerhaften Aufenthalt eröffnet werden.

 

 Die UN-Kinderrechtskonvention muss vom Moment der Ankunft in Europa eingehalten werden.

 Es müssen bedarfsgerecht zusätzliche finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden um niemanden gegeneinander auszuspielen.

 Die pauschale Ablehnung von Asylanträgen aus Staaten, die als „sichere Herkunftsstaaten“ eingestuft werden, muss aufhören. Es bedarf einer Einzelfallprüfung.

 Die Integration und gesellschaftliche Teilhabe muss vom ersten Tag an ermöglicht und gefördert werden.

 Kindern und Jugendlichen muss eine ihren Bedürfnissen entsprechende Unterbringung gewährt werden. Sammelunterkünfte stellen insbesondere für Kinder und Jugendliche keine geeignete Unterkunft dar.

 Der Zugang zu Kindertagesstätten, Schulen und Berufsschulen muss gewährleistet sein. Integration, Struktur, Halt und Normalität sind für geflüchtete Kinder und Jugendliche von zentraler Bedeutung.

 Junge Menschen müssen die Chance erhalten, einen Schulabschluss zu erwerben, eine Ausbildung oder ein Studium aufzunehmen. Bereits erworbene Abschlüsse und Qualifikationen müssen anerkannt werden.

 Bei der Gesundheitsversorgung darf es keine bürokratischen Hürden geben.

 Die Residenzpflicht muss so gestaltet werden, dass Bewegungsfreiheit, gesellschaftliche Teilhabe und Integration in allen Bereichen möglich sind.

 Getrennte Familien müssen unverzüglich zusammengeführt werden.

 Die Teilnahme geflüchteter junger Menschen an außerschulischen Bildungsangeboten muss finanziell gesichert sein.

 

Die Arbeiter-Samariter-Jugend Deutschland setzt sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ein. Wir zeigen mit vielen Projekten, wie Kinderrechte gewahrt und junge Geflüchtete gesellschaftlich integriert werden können. Von interkultureller Öffnung, Beratung und Betreuung über Bildung und Freizeit bis hin zu Mitgestaltung und Eigeninitiativen von Geflüchteten. Besonders für die Arbeit der Ehrenamtlichen brauchen wir weitere Unterstützung.

Mit unseren Projekten treten wir für Menschlichkeit, Gleichstellung aller Geschlechter und ein respektvolles Zusammenleben aller Menschen ein. Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner sexuellen Orientierung, seiner Abstammung, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt werden. Wir verurteilen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Intoleranz. Extremistische Einstellungen haben in unserem Verband keinen Platz!


Einstimmig Beschlossen vom Bundesjugendausschuss
der Arbeiter-Samariter-Jugend Deutschland
am 16. April 2016